Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 St. ULrICH Die Kirche St. ulrich dürfte zwischen 1220 und 1240 entstanden sein. Mit ihren mächtigen Mauerflächen ist die Kirche St. ulrich von der Architekturauffassung der Romanik geprägt. Viele Einzelheiten (wie die Fensterrose im Westen, die Kapitelle und die Gewölberippen) deuten allerdings bereits auf die Einflüsse der französischen Gotik hin. Die Kirche war ursprünglich zweigeschossig geplant, wurde aber als großer, flachgedeckter Mittelraum, der von allen Seiten mit Seitenschiffen mit darüberliegenden Emporen umgeben ist, ausgeführt. St. ulrich war vermutlich als Hofkirche der bayerischen Herzöge geplant. Dieser Plan musste aber mit dem schwindenden Einfluss der bayerischen Herzöge aufgegeben werden. Seit 1263 ist St. ulrich als Dompfarrkirche bezeugt. Die Wandgemälde stammen aus der Erbauungszeit um 1230/40 sowie aus dem Jahr 1571. 1824 wurde die Kirche profaniert. Dem Engagement von König Ludwig I. ist es zu verdanken, dass die Kirche erhalten blieb. Jedoch wurde der südwestlich an die Kirche angebaute Kirchturm um 1860 wegen Baufälligkeit abgetragen. Auf alten Fotos ist der ehemalige Kirchturm noch zu sehen. Von 1880 bis 1936 diente der Kirchenraum als Museum für Sammlungen des Historischen Vereins Regensburg. Ab 1986 wurden im Museum St. ulrich die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg präsentiert. Zur Zeit ist die Kirche temporär für Veranstaltungen geöffnet. In der langjährigen Geschichte der Tage Alter Musik ist St. ulrich nach 1986 (Hilliard Ensemble) in diesem Jahr zum zweiten Mal Konzertort. nIeDerMünSterKIrCHe Die um 1150 am Ende der Romanik errichtete und im 17. Jahrhundert barockisierte niedermünsterkirche war die Kirche des ehemaligen Kanonissenstiftes der 1803 im Zuge der Säkularisation in Bayern aufgelösten Reichsabtei niedermünster. nach der 1810 damit einhergehenden Übertragung der Gebäude an das Königreich Bayern dient die niedermünsterkirche seit 1824 anstelle der Kirche St. ulrich als Dompfarrkirche. Auf dem Gebiet der niedermünsterkirche lagen zunächst im zweiten und dritten Jahrhundert römische Militärgebäude. Seit dem sechsten Jahrhundert wurde das Areal von den bayerischen Stammesherzögen als Residenz genutzt. Die erste Saalkirche wurde um 700 errichtet. Im späten 8. Jahrhundert entstand ein einschiffiger nachfolgebau, der als Klosterkirche des von Herzog Tassilo III. von Bayern 788 gegründeten Klosterstifts niedermünster, das zu den ältesten Klöstern in Bayern zählt, diente. 955 wurde die Saalkirche durch eine deutlich größere dreischiffige Basilika ersetzt. Im Jahre 1002 wurde die Abtei niedermünster Reichsabtei. Zwischen 1060 und 1070 wurde an die Kirche eine romanische Vorhalle angebaut. nach einem Brand wurde die niedermünsterkirche ab 1146 im romanischen Stil neu errichtet. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche modernisiert und mit bedeutenden Kunstwerken ausgestattet, u.a. einemmonumentalen Bronzekruzifix und der trauernden Maria Magdalena von Georg Petel. Leerer BeUteL Die Geschichte des Leeren Beutels reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Der Leere Beutel in seiner heutigen Gestalt stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er diente der Freien Reichsstadt als Getreidevorratsspeicher, mit dem man sich gegen notzeiten wie Missernten und Kriege und gegen die immer häufiger verhängten bayerischen Getreidesperren abzusichern versuchte. Die vom Eingang an der Giebelseite in die Halle führende Treppe ist ein Werk des Bildhauers und Steinmetzen Michael Dietlmaier (1606/07), der auch die Engelkonsole an der Südostecke des Reichssaals sowie die Treppenbrüstung im Alten Rathaus geschaffen hat. SALzStADeL Mit dem Bau des Salzstadels, der in Zusammenschau mit der Steinernen Brücke, dem Brückturm und dem Dom das Stadtbild deutlich prägt, wurde 1616 begonnen, nachdem die Stadt den an Bayern abgetretenen Salzstadel wieder zurückerworben hatte. Er wurde 1620 vollendet. Der Salzhandel reicht in Regensburg bis in römische Zeit zurück. Das Salz gelangte jahrhundertelang aus den Salinen von Reichenhall und Berchtesgaden auf dem Inn bis Passau und von dort donauaufwärts nach Regensburg. In nächster nähe am uferstreifen befand sich der Kran zum Entladen der Schiffe, weshalb der name „Kräncherstadel“ in Gebrauch kam. Die gewaltigenAusmaße des Salzstadels lassen erkennen, welch ungeheure Salzmengen auf seinen Böden lagerten. Bildquelle: Das Stift niedermünster von Friedrich Bernhard (18.Jh.), Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv www.tagealtermusik-regensburg.de tAGe ALter MUSIK-DoKUMentAtIon 1984 BIS 2022 129

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=