Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 Die Zusammenstellung der Sonaten folgt keinem festen Schema. Manche umfassen vier Einzelsätze, andere bestehen nur aus einem, wie etwa die vierte Sonate (Darstellung im Tempel), die eine Ciaccona umfasst, oder die sechste (Jesus am Ölberg), die mit einem ausgedehnten „Lamento“ zusammenfällt. Insofern läuft die moderne Bezeichnung des Zyklus als „Sonaten“ nicht auf eine konkrete Gattungszugehörigkeit hinaus und ist überhaupt eine Verlegenheitslösung: Biber gibt in seinem Vorwort nicht an, wie die 16 Stationen der Sammlung zu bezeichnen wären, während er mit „Sonaten“ lediglich einige Einzelsätze meint, die eine einleitende Funktion haben und keine Tänze darstellen. Was den Sonaten dieses Zyklus – bleiben wir in Ermangelung eines besseren Wortes einfach dabei – darüber hinaus eine klangliche Individualität gibt und außerdem eine ihrer faszinierendsten Facetten darstellt, ist die von Sonate zu Sonate wechselnde Skordatur. nach jedem der 15 KupferstichEmbleme ist mit vier notenköpfen angegeben, welche Stimmung die vier Violinsaiten für die folgende Sonate anzunehmen haben. Der dann folgende notentext ist so geschrieben, wie er bei der herkömmlichen Stimmung g–d1–a1–e2 gegriffen werden müsste, und bringt daher in Verbindung mit der Skordatur – und mit dem jetzt veränderten Resonanzverhalten des Instruments – ein Klangresultat hervor, das von der notierten Violinstimme abweicht (ein umstand, der nur anhand der erklingenden Musik und ohne notentext vor Augen keineswegs auffallen muss). Die erste Sonate und die abschließende Passacaglia bedienen sich der konventionellen Stimmung, dazwischen werden 14 unterschiedliche Skordaturen verlangt, die vor Extravaganzen nicht Halt Meret Lüthi und Sabine Stoffer bei den TAM 2018 Foto: Hanno Meier 26

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