Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 7 Klöster in nord-Brabant erstellt – der Provinz, in der es im 17. Jahrhundert in den protestantischen niederlanden überhaupt noch katholische Klöster gab, wenn auch nur in Enklaven. Das 17. Jahrhundert war eine historisch interessante, aber sehr turbulente Periode in den niederlanden. Es kam zu ständigen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen nord und Süd, zwischen Katholiken und Protestanten. 1648 wurde die öffentliche katholische Glaubensausübung in den Vereinten Provinzen der niederlande verboten und die katholische Musiklandschaft verschwand zusehends. Das Hochamt – und mit ihm die katholische Musiktradition – verschwand aus den Kirchen und es entstand eine Stille, die sich auch außerhalb der Kirchen bemerkbar machte. In der Stadt ‘s Hertogenbosch gab es vormals unzählige Kirchen, Klöster und Konvente (was ihr den Spitznamen „kleines Rom“ im 16. Jahrhundert einbrachte). Ihre Bewohner wurden hart von der Reformation getroffen. Viele mussten ihre Häuser verlassen. Sie suchten Zuflucht in den katholischen Enklaven wie dem Land Ravenstein, Gemert (im Besitz des Deutschen Ritterordens) oder der Baronie Boxmeer – alles Regionen, die außerhalb der Gesetzgebung der Republik standen. In dieser Zeit hielt Brabant an seinen katholischen Traditionen fest. Am Sonntagmorgen konnte man 10 Protestanten in der Dorfkirche sehen, während 200 Katholiken sich in einer provisorischen Kirche vor dem Dorf zusammenfanden. Katholische Feste wurden toleriert. In den Enklaven wurden talentierte Schüler der Internate als Sänger ausgebildet („koralen“ genannt): sie lebten in Häusern, die der katholischen Kirche gehörten, wurden in Latein unterrichtet und erhielten eine musikalische Ausbildung. Ihre Gesangsausbildung umfasste zwei Stile: den Gregorianischen Choral und religiöse Lieder. Diese Jungen sangen in der täglichen Messe, den Frühgottesdiensten, Vespern und anderen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen in den Klöstern. Ihre weiblichen Pendants waren die „kwezelkens“ oder „klopjes“: diese „spirituellen Jungfrauen“ lebten nicht das klösterliche Leben in einem Konvent, lernten aber trotzdem Latein, Gregorianischen Gesang und Musiklehre. Einige erhielten auch Geigen- oder Orgelunterricht. Der Musikwissenschaftler Frans Jespers schreibt: „Während meiner Forschungen stellte ich mit Überraschung fest, dass, genau wie in den Enklaven, die Chöre, die in den provisorischen Kirchen, in Scheunen und Stadthäusern sangen, schon im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts existierten.“ Das bedeutet, dass einige der heute noch existierenden Chöre eine ununterbrochene Tradition von über 300 Jahren haben – was den wenigsten Menschen bewusst ist. Benedictus à Sancto Josepho Die zentrale Figur in unserem Programm ist der Komponist Benedictus à Sancto Josepho (geborener Benedicture Buns, 1642–1716). Er war ein herausragender Organist, Berater und Komponist im Brabant des 17. Jahrhunderts und seine Kompositionen waren in ganz Europa verbreitet. In Frankreich war er z.B. als „le grand carme“ bekannt und sein Ruhm lässt sich in den nekrologen des Karmeliterordens so lesen: „organista subprior ac Musicae componista famosissimus“. Er war Subprior des Karmeliterklosters von Boxmeer und in dieser Funktion reiste er oft in Städte wie utrecht, Scheveningen und Antwerpen. Sein Mäzen war Fürst Oswald III. van den Bergh, dem er viele seiner Kompositionen widmete. Benedictus war auch Mitglied des CollegiumMusicumultrajectinum (demutrechter Musikverein). Sein umfangreiches Œuvre, das hauptsächlich aus religiösen Kompositionen besteht, ist Zeuge seiner exzellenten KenntJudith & Tineke Steenbrink Tineke Steenbrink 47

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