Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 9 2010 machte er seinen Abschluss mit Auszeichnung. Er besuchte Meisterkurse von Blandine Verlet, Elisabeth Joyé und Pierre Hantaï. Er arbeitet regelmäßig mit den französischen Spitzenensembles Pygmalion (Raphaël Pichon), Correspondances (Sébastien Daucé) und I Gemelli (Emiliano Gonzalez-Toro) zusammen. 2014 wurde seine erste Solo-CD (Werke aus der Sammlung Pierre Attaingnant) beim Label Encelade veröffentlicht. Es folgten Solo-Einspielungen mit Werken von Haydn und eine Gesamtaufnahme der Französischen Suiten von J.S.Bach, die 2023 den Diapason d’Or erhielt. 2020 erschien unter dem Titel „Blancrocher-L’Offrande“ eine Aufnahme mit Werken u. a. von L. Couperin und J.J.Froberger, die hoch prämiert wurde (Diapason d’Or, ffff Télérama, CHOC of Classica). Gerne musiziert er mit seinen Cembalo-Kollegen Bertrand Cuiller, Yoann Moulin und Freddy Eichelberger in einer „Cembaloband“ und wirkt regelmäßig als Cembalobegleiter der Gambistin Lucile Boulanger, der Geigerin Alice Julien-Laferrière und der Sopranistin Alice Foccroulle. zum Programm: Im November 2018 veröffentlichte das CD-Label Harmonia Mundi die erste Aufnahme mit der Gambistin Lucile Boulanger: „Les Défis de Monsieur Forqueray“ lautet der Titel der CD-Aufnahme. Anstelle von Programmerläuterungen drucken wir ein Gespräch mit Lucile Boulanger ab, das anlässlich ihrer CD-Einspielung von Harmonia Mundi stattfand und uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde. Für Ihre erste CD-Aufnahme für Harmonia Mundi haben Sie sich für Forqueray, den absoluten Meister der Viola da Gamba, und mehrere seiner nicht minder ikonischen zeitgenossen entschieden. Können Sie etwas über die natur dieses Projektes erzählen? Diese Aufnahme verfolgt zwei narrative Stränge: die Zwickmühle, in der sich MusikerInnen gegenwärtig befinden, die sich mit einem Überangebot an verfügbaren Aufnahmen konfrontiert sehen und dennoch einen frischen und eigenen Ansatz finden müssen, und die Geschichte eines der letzten großen Gambisten Frankreichs und seines Strebens, mit einem neuen Repertoire zu triumphieren. In beiden narrativen sehe ich dasselbe Verlangen, sich loszureißen, denselben Durst nach Musik, dasselbe Bemühen darum, das Instrument zu befreien, um ihm neues Leben einzuhauchen. Daher liegt mein Fokus vor allem auf Forqueray als Interpret. Meiner Meinung nach hilft uns dieser oft übersehene Aspekt dabei, ein neues Licht auf seine Pièces de Viole zu werfen und zeigt zugleich, wie sein Geschick in und seine Vertrautheit mit anderen Genres seine Tätigkeit als Komponist durchdringen, was erheblich zu der unverwechselbaren Eigenheit seines Stils beiträgt. Wir wissen, wie stark der einfluss der italienischen Musik zu dieser zeit in Frankreich gefühlt wurde. Wie manifestiert sich das? In der Tat scheint die Musik Italiens Antoine Forqueray, ebenso wie viele seiner Zeitgenossen, genuin fasziniert zu haben. und wenn wir hier von italienischer Musik sprechen, dann meinen wir Violinsonaten. Wenn wir etwa bei d’Aquin1 nachlesen, erfahren wir, dass „Forqueray just in dem Moment die Szene betrat, als die Italiener ein bemerkenswertes Rivalitätsgefühl bei den Franzosen hervorriefen, um das Jahr 1698. Er versuchte auf seiner Gambe all das zu produzieren, was sie mit ihrer Violine bewerkstelligten und er hatte Erfolg damit.“ D’Aquin fährt fort: „Die ungewohnten Akkorde und die markantesten Eigenheiten der besten italienischen Komponisten waren ihm so vertraut, dass wir in allen seinen Pièces eine gewisse Würze finden, die niemals die Pièces eines Marais, nichtmal seine besten, veredelt.“ um es genauer auszudrücken: Wie erkennen bei Forqueray eine Form der Virtuosität, die extrovertierter und überschwänglicher erscheint als bei anderen französischen Gambenvirtuosen, und gerade seine harmonischen Wendungen klingen oft sehr italienisch. Dennoch bleibt er dem „beau style“ verpflichtet, insbesondere was die formale Struktur anbelangt (Charakterstücke mit einer zweiteiligen Rondeauform). Wir könnten sagen, dass Forqueray auf seine eigene Weise darum bemüht war, die Geschmäcker des französischen Foto: Alix Laveau Foto: Francis Delaby Foto: Alix Laveau 59

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