Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 11 fonien der Konzertliteratur. Der Clou dieser Ausgabe: Es waren Bearbeitungen groß besetzter Orchesterwerke von Haydn, Mozart und Beethoven für ein Kammerensemble von neun Musikern aus der Feder von Carl Friedrich Ebers. Sammelbände mit Bearbeitungen für die verschiedensten Formationen waren im 17. und 18. Jahrhundert gang und gäbe, weil alle Beteiligten im Musikbetrieb Interesse daran hatten. Die Lust auf neue Kompositionen, auf zeitgenössische Musik kann im 18.und 19. Jahrhundert kaum überschätzt werden. Insbesondere die sinfonische Musik der Großmeister fand ein breites Publikum und verbreitete sich in Windeseile kreuz und quer durch Europa. Jedoch konnte in Zeiten ohne Tonträger Musik ausschließlich live gespielt gehört werden. Ein volles Orchester zu engagieren oder gar dauerhaft zu unterhalten, setzte eine enorme Finanzkraft voraus, über die nur der allerkleinste Teil des hochinteressierten Publikums verfügte. Die nächstliegende Lösung war daher, die Besetzung zu reduzieren und die Musik auch außerhalb der Musiktempel erklingen zu lassen. Wolfgang Amadeus Mozart berichtet seinem Vater Leopold erfreut, wie die Hits seiner „Entführung aus dem Serail“ an jeder Wiener Hausecke von Bläserensembles gespielt wurden und damit über alle Standesgrenzen zu hören waren. Doch neben der Verbreitung waren Bearbeitungen auch ein lukratives Geschäft. Mit der Ausgabe einer sinfonischen Bearbeitung konnte mitunter mehr Geld verdient werden als mit der Originalpartitur, für die der Kundenkreis ungleich kleiner war als z.B. für eine vierhändige Klavierfassung. Allerdings zeigten die Komponisten selbst wenig Interesse an der Transkription der eigenen Partituren, sodass das Geschäft nicht selten weniger gesegneten Talenten überlassen blieb. Wenn Mozart an seinen Vater schreibt, er wolle seine „Entführung“ „noch auf Harmonie setzen“ – also für Bläseroktett bearbeiten – „damit kein anderer den Gewinn davonträgt“, kann das getrost als Lippenbekenntnis gewertet werden, um gegenüber dem in finanziellen Belangen besorgten Vater den Eindruck des vorausschauenden Geschäftsmannes zu erwecken. So blieb die Praxis der Bearbeitung ein zweischneidiges Schwert, das besonders von Beethoven ebenso argwöhnisch beäugt wurde wie „die nichtsnutzigen Schreiberlinge zwischen Wien, Leipzig, Paris und London.“ Die Bearbeitungen von Carl Friedrich ebers Carl Friedrich Ebers wuchs in Berlin auf und trat 1799 in die Hofkapelle des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin ein, wo er es bis zum Vizekapellmeister brachte. Durch eine Scheidung seiner Ehe in finanzielle not geraten, verdingte er sich später als Musikdirektor kleinerer Theater: 1805 in Budapest, 1814 in Dresden und 1817 in Magdeburg. Er zog sich bereits in den 1820er Jahren aus dem Berufsleben zurück und starb 1836 in Berlin. Sein Arrangement von Mozarts Sinfonie nr. 40 in g-Moll ist Teil der obengenannten Sammlung André, die „Eroica“ erschien 1818 in einer Sammlung bei Friedrich Hofmeister in Leipzig. Als Arrangeur löst Ebers Beethovens hohen Anspruch der neukomposition nur teilweise ein. Eine Hauptproblematik des MozartArrangements ist sein offensichtliches unverständnis der harmonisch-melodischen Zusammenhänge; so lässt er sich, vermutlich aus Gründen der leichteren Spielbarkeit, für die Klarinetten dazu verleiten, die Oberstimme in eine tiefere Oktav zu legen. Die klangliche Wirkung von Akkorden in ihren verschiedenen umkehrungen sowie den engen und weiten Lagen gehört jedoch zu den Grundlagen der Kompositionstechnik Wolfgang Amadeus Mozart, postumes Porträt von Barbara Kraft, 1819 Ludwig van Beethoven (1770–1827), idealisierendes Gemälde von Joseph Karl Stieler, ca. 1820 Die Familie Mozart: Wolfgang und seine Schwester Nannerl (Maria Anna) am Klavier und der Vater Leopold Mozart mit der Geige 75

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