Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 15 Johann Georg Pisendel war der Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle und der bedeutendste deutsche Geiger seiner Zeit. Johann Gottlieb Graun, der Konzertmeister bei Friedrich dem Großen und Geigenlehrer von Wilhelm Friedemann Bach war, bekam Violinunterricht bei Pisendel; andere berühmte Schüler waren Johann Joachim Quantz und Johann Friedrich Agricola. Weite Teile des Quantzschen Versuch einer Anweisung, die Flöte traversière zu spielen sind entweder von Pisendel selbst verfasst oder spiegeln seine musikalischen Ansichten, die Quantz zunächst als Oboist, dann als Flötist an der Dresdner Hofkapelle unter Pisendels Leitung kennenlernte. Die urheberschaft der c-Moll Geigensonate, die keinen Autornamen auf der einzig erhaltenen handschriftlichen Abschrift trägt, ist unklar. Im 19. Jahrhundert wurde einhellig angenommen, dass Bach diese Geigensonate geschrieben habe und sie wurde in das Bach-WerkeVerzeichnis unter der nummer 1024 aufgenommen. Obwohl manches in dieser Sonate charakteristische Züge der Bachschen Geigenkompositionen aufweist, gibt es doch einige stilfremde Wendungen, die bei Bach nicht vorkommen. Pisendel kannte Bach und seine Kompositionen gut, es ist durchaus möglich, dass diese Sonate aus Pisendels Feder stammt. Johann Sebastian Bach war ja ein sparsamer „Wirt“ auf seinem „musikalischen Hof“ und verwendete das Material oft mehrmals je nach seinem Bedarf, was aber bei seiner Meisterschaft und Fantasie zu wundersamen Klangergebnissen führte. Das Manuskript der Violinsonate G-Dur BWV 1021 wurde erst im Jahr 1929 entdeckt. Irrtümlich wurde es zunächst für ein Autograph Bachs gehalten, es war aber eine Abschrift von seiner zweiten Frau - Anna Magdalena. Ganz besonders ist die Geschichte der Basslinie in diesem Werk. Denn der Bass der Sonate ist in mindestens zwei weiteren Kompositionen zu finden: in der Triosonate BWV 1038 und in der Sonate für Violine und obligates Cembalo F-Dur BWV 1022. Es gibt wenig Informationen und viele unterschiedliche Spekulationen über die Geschichte dieser Sonaten. Zurzeit hat sich aber in der Forschung die Ansicht durchgesetzt, dass BWV 1038 als authentisches Werk Johann Sebastian Bachs anzusehen ist (es gibt in dem Manuskript Überschriften, Bezifferung und weitere Zusätze von seiner Hand) und bei den anderen Werken auf demselben Bass handelt es sich wahrscheinlich um Auftragswerke für einen Musikliebhaber oder adligen Schüler. Auch existieren heute zwei Fassungen der G-Dur Sonate von Bach, als Triosonate für zwei Traversflöten, BWV 1039 und als Sonate für Viola da Gamba und obligates Cembalo, BWV 1027. Es wird vermutet, dass den beiden Fassungen eine verschollene urfassung vorangegangen ist, möglicherweise eine Triosonate für zwei Violinen und Basso Continuo. Mit dieser Fassung und Besetzung beschließen wir unser heutiges Programm. Autor: Evgeny Sviridov CD: Ludus Instrumentalis – Goldberg: Triosonaten LUDUS InStrUMentALIS evgeny Sviridov Violine & Leitung Anna Dmitrieva Violine Pavel Serbin Violoncello elizaveta Solovei Theorbe Stanislav Gres Cembalo AUSFüHrenDe JoHAnn SeBAStIAn BACH (1685-1750) & JoHAnn GottLIeB GoLDBerG (1727-1756) DIe KUnSt Der „InVentIo“ – InVentIonen, SInFonIen & trIoSonAten JoHAnn SeBAStIAn BACH (1685-1750) Inventio nr. 1 C-Dur JoHAnn GottLIeB GoLDBerG (1727 - 1756) Trio-Sonata C-Dur, DürG13 (früher als J.S.Bach Trio-Sonata BWV1037 bekannt) Adagio – Alla Breve – Largo – Gigue e Presto JoHAnn SeBAStIAn BACH Sinfonia 9 f-Moll JoHAnn SeBAStIAn BACH / JoHAnn GeorG PISenDeL (1686 - 1755) Autorschaft zweifelhaft Sonata à Violino solo é Basso per il Cembalo c-Moll BWV 1024 Adagio – Presto – Affetuoso – Vivace JoHAnn SeBAStIAn BACH Inventio nr. 6 E-Dur Sonata für Violine und Basso continuo G-Dur BWV 1021 Adagio – Vivace – Largo – Presto Inventio nr. 7 e-Moll JoHAnn GottLIeB GoLDBerG (1727 - 1756) Trio-Sonata a-Moll, DürG11 Adagio – Allegro - Alla Siciliana - Allegro assai JoHAnn SeBAStIAn BACH Inventio nr. 15 h-Moll Triosonate G-Dur für 2 Flûtes traversières und Basso continuo BWV 1039 Adagio – Allegro ma non presto – Adagio e piano – Presto Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente Volker Platte, 42897 Remscheid/Lennep, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. Konzertdauer: ca. 65 Minuten (keine Pause) ProGrAMM 101

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