Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 1 punkten. Seine Partner sind unter anderem die Pianistin Monika nagy, der Pianist Edward Rushton, der Gambist/Cellist Alex Jellici, der Lautenist Lorenzo Abate oder das Stradivari Quartett. Bei den Tagen Alter Musik gastierte er 2017, 2021 und 2022. Der Bariton Christof Hartkopf gehört zu den zahlreichen ehemaligen Domspatzen, deren Leidenschaft für den Gesang sich nicht gelegt hat. Zunächst allerdings überwog seine Skepsis gegenüber einer Sängerlaufbahn. Als dann aber ein „Einspringer“ im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper in Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen” überraschend gut glückte, entschied er sich schließlich doch für ein Gesangsstudium an der Berliner universität der Künste und wurde dort von Dietrich Fischer-Dieskau in seine Liedklasse aufgenommen. Gleichzeitig konzertierte er als Mitglied der Gruppe Singer Pur u.a. zusammen mit dem Hilliard Ensemble, war Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes und erhielt noch während des Studiums eine Festanstellung beim renommierten Berliner RIAS Kammerchor. neben seiner Solotätigkeit mit diversen Engagements, u.a. amHansOtto-Theater Potsdam, beim Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin oder den Berliner Philharmonikern hat Christof Hartkopf seit 2004 ein Festengagement beim Chor des Bayerischen Rundfunks, das es ihm ermöglichte, immer wieder auch in verschiedensten Solopartien mit dem Münchner Rundfunkorchester und dem Symphonieorchester des BR und Dirigenten wie Howard Arman, Thomas Hengelbrock, Mariss Jansons oder Riccardo Muti zusammenzuarbeiten. Bei den Tagen Alter Musik Regensburg war Christof Hartkopf zuletzt 2016 mit Joseph Haydns Paukenmesse zu Gast. zum Programm: BWV 249 und 11: oratorien oder Kantaten? Die elf und neun Stücke, von Bachforschern mit den nummern 11 (uA 1735) und 249 (1725-1738/1743) beziffert, werden auch als Himmelfahrts- bzw. Osteroratorium bezeichnet. Ein scheinbar unpassender name, denn mit eben nur elf und neun Musiknummern und einer durchschnittlichen Spieldauer von ca. 30 Minuten reichen die Dimensionen der Werke kaum an Bachs große Passionsoratorien nach Matthäus und Johannes oder das demgegenüber geradezu monumentale Weihnachtsoratorium heran. Das muss eigentlich auch nicht sein, wenn man bedenkt, dass auch Heinrich Schütz’ ca. 100 Jahre ältere Auferstehungshistorie ebenfalls „nur“ Musik für ca. 40 Minuten enthält. Was ein Oratorium sei oder nicht, kann ohnehin kaum eindeutig bestimmt werden und schon gar nicht durch die Menge an Musik; eher schon über die Besetzung für Solisten, Chor und Orchester. Diese allerdings überschneidet sich mit der Kantate (eine ebenso vieldeutige Gattungsbezeichnung) und tatsächlich wurde die erste der insgesamt drei Fassungen von BWV 249 als Kantate zum 1. Ostertag bezeichnet und trug den Titel des ersten Textabschnitts (Incipit): „Kommt, eilet und laufet“. BWV 11 hingegen überschrieb Bach selbst mit „Oratorium Festo Ascensionis Christi“. Auferstehung und Himmelfahrt als christliches und inter-religiöses Motiv Der Titel „Osteroratorium“ sagt uns, dass es um die neutestamentlichen Geschehnisse um die Auferstehung Jesu geht, also um jene Ereignisse des dritten Tags nach der Kreuzigung. Die Himmelfahrt geschah nach Markus und Lukas (Mk 16,19; Lk 24,51) sowie der Apostelgeschichte (1,1–11) vierzig Tage danach. In der Apostelgeschichte wird sie ausführlich geschildert, wonach der auferstandene Christus zunächst wiederholt seinen Jüngern begegnet und schließlich in den Himmel aufgenommen wird, wo er mit dem Platz „zur Rechten Gottes“ die Macht über Himmel und Erde erhält. Die Kreuzigung selbst ist mitsamt den ihr vorangehenden Stationen des Leidenswegs Gegenstand der für die Feiern während der Karwoche vorgesehenen Passionsmusiken. Bach und seine Zeitgenossen (Telemann, Keiser, Händel, Mattheson, Fasch) haben sich mit großer musikalischer Hingabe diesem Sujet gewidmet, was sicherlich auch auf die enorme Dramatik, die den Schilderungen der letzten Tage von Jesus‘ irdischem Dasein innewohnt, zurückzuführen ist. Dramatik, Trauer- und Leidensgestus gaben Anlass zu expressiven Musikalisierungen. Demgegenüber nehmen sich die Hergänge zu Ostern und Himmelfahrt als ruhig, friedlich und still aus. Die musikalische Bevorzugung von Weihnachten und Karwoche sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ostern das wichtigste christliche Fest darstellt. Es war daher Gegenstand der frühesten christlichen Zusammenkünfte, ja es kann als urgrund des Christentums verstanden werden, denn hier wird Jesus zum Christus. Seine Auferstehung, der Sieg über den Tod, ist tiefstes Geheimnis dieses Glaubens. Johann Sebastian Bach, Porträt von Elias Gottlieb Haussmann, 1746 11

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