Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 9 und so wohl intoniert gespielt wie Forcroi der Ältere…“2 Ein anderer, selbstverständlich ebenfalls zentraler name war der des Arcangelo Corelli, dessen Violinsonaten in ganz Europa zirkulierten, insbesondere in mehreren Transkriptionen für Bassgambe – von denen wird eine, das Pariser Manuskript Vm7 6308, in der Bibliothèque nationale de France aufbewahrt. Angesichts von Forquerays Interesse an allem Italienischen ist es schwer vorstellbar, dass er sich nicht der populärsten Sammlung seiner Zeit bedient haben sollte. Letztlich wäre das Bild auch nicht vollständig ohne den Geiger Jean-Marie Leclair, der in vielerlei Hinsicht das direkte Gegenstück zu Forqueray war: Er hatte eine Vorliebe für die gleiche Art von Harmonien und war ebenso fähig, die Virtuosität bis zum Äußersten zu treiben, ohne dass sie jemals überflüssig klänge. Abgesehen davon waren die beiden Männer auch Kollegen und Freunde, und Leclair ist der Widmungsträger eines der brillantesten Stücke Forquerays. War Forquerays Methode, Werke, die ursprünglich für die Violine komponiert waren, zu transkribieren, bei seinen zeitgenossen ebenso weit verbreitet? Diese Methode war viel weiter verbreitet, als wir gemeinhin denken, und Forqueray war nur einer unter vielen, die sich ihrer bedienten. Über ganz Europa hinweg konnten Gambistinnen und Gambisten nur wenig neues Material finden und sie wandten sich weniger (wie man vielleicht denken würde) zum Cellorepertoire hin, sondern mehr zur viel umfangreicheren Violinliteratur. Im Frankreich Ludwigs XV. verloren die Komponisten immer mehr das Interesse an der „Dame Viol“ (ein Begriff, der von Hubert Le Blanc geprägt wurde). Sie konnte nicht mit dem „Sultan Violine“ mithalten, vor allem nicht in den gerade in Mode kommenden Aufführungsorten, in denen die ersten öffentlichen Konzerte stattfanden, allen voran die berühmten „Concerts Spirituels“. Man kann beobachten, dass die „pardessus de viole“, die in der Lage ist, in der gleichen Tonlage wie die Violine zu spielen, vor allem bei Frauen immer beliebter wurde. Aber die Bassgambe blieb das von vielen bevorzugte Instrument. In seinem Schlusskapitel mit dem Titel „Technik, um alles auf der Viola spielbar zu machen“ gibt Le Blanc Beispiele für verschiedene Handhaltungen für die Bassgambe, um die Violinsonaten von Senaillé, Mascitti und Leclair3 spielen zu können. Einige Gambistinnen und Gambisten fertigten wahrscheinlich eigene Transkriptionen an und gingen sogar so weit, Arcangelo Corelli (1653-1713), Porträt von Jan Frans van Douven (1656-1727) 61

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